Veröffentlicht am März 15, 2024

Echte Haarreparatur ist keine Kosmetik, sondern Biochemie: Sie basiert auf der gezielten Wiederherstellung der inneren Molekularstruktur des Haares, nicht auf oberflächlicher Versiegelung.

  • Die Gesundheit Ihres Haares hängt von einem messbaren Gleichgewicht zwischen Proteinen (Struktur) und Feuchtigkeit (Flexibilität) ab.
  • Spezifische Wirkstoffe wie Keratin-Bausteine, Bond-Builder und eine präzise pH-Wert-Steuerung sind entscheidend, um die zerstörten Disulfidbrücken im Haarkern (Cortex) zu reparieren.

Empfehlung: Führen Sie zuerst einen einfachen Elastizitätstest durch, um den spezifischen Bedarf Ihres Haares zu diagnostizieren, bevor Sie eine hochkonzentrierte Behandlung wie eine Haarmaske wählen.

Stumpf, brüchig, voller Spliss – geschädigtes Haar ist eine Quelle ständiger Frustration. Die meisten greifen instinktiv zu reichhaltigen Ölen, seidigen Seren und luxuriösen Masken in der Hoffnung auf ein Wunder. Diese Produkte bieten oft eine sofortige, aber oberflächliche Verbesserung: Das Haar fühlt sich weicher an, glänzt mehr und scheint für den Moment „repariert“. Doch diese Wirkung ist meist nur eine kosmetische Illusion, eine temporäre Versiegelung der äußeren Schuppenschicht, die sich mit der nächsten Haarwäsche wieder verflüchtigt. Das eigentliche Problem, die geschwächte innere Struktur, bleibt unangetastet.

Doch was, wenn der Schlüssel zu dauerhaft gesundem Haar nicht in der Kaschierung von Schäden, sondern in einem tiefen Verständnis seiner fundamentalen Architektur liegt? Wenn wir aufhören, Symptome zu behandeln und anfangen, die Ursachen auf molekularer Ebene zu verstehen? Die wahre Stärke und Widerstandsfähigkeit eines Haares entsteht nicht an der Oberfläche, sondern in seinem Kern. Es geht um chemische Bindungen, pH-Werte und die gezielte Zufuhr der richtigen Bausteine, um die Integrität der Haarfaser von innen heraus wieder aufzubauen.

Dieser Leitfaden verlässt den Pfad der oberflächlichen Pflege und taucht tief in die Wissenschaft der Haarstruktur ein. Wir werden die Anatomie der Haarfaser entschlüsseln, lernen, den wahren Bedarf unseres Haares zu diagnostizieren und die Wirkstoffe identifizieren, die tatsächlich in der Lage sind, die beschädigte Architektur zu rekonstruieren. Bereiten Sie sich darauf vor, Ihr Haar nicht mehr nur zu pflegen, sondern es zu verstehen und gezielt zu reparieren.

Um die Komplexität der Haarreparatur vollständig zu erfassen, werden wir diesen Prozess Schritt für Schritt durchgehen. Der folgende Überblick zeigt Ihnen die Struktur dieses wissenschaftlichen Tiefgangs, von der grundlegenden Anatomie bis hin zu fortgeschrittenen Pflegetechniken.

Die Anatomie der Haarfaser: Eine Reise durch Cuticula, Cortex und Medulla

Um zu verstehen, wie man Haar repariert, müssen wir zuerst seine Architektur verstehen. Ein einzelnes Haar ist kein homogener Strang, sondern ein komplexes, mehrschichtiges Gebilde. Man kann es sich wie ein gepanzertes Kabel vorstellen. Die äußerste Schicht, die Cuticula (Schuppenschicht), besteht aus flachen, übereinanderlappenden Zellen, die wie Dachziegel angeordnet sind. Bei gesundem Haar liegen diese Ziegel flach an und bilden eine glatte, reflektierende Oberfläche, die das Licht einfängt und für Glanz sorgt. Chemische Behandlungen oder ein zu hoher pH-Wert spreizen diese Schicht auf, was zu einem stumpfen, rauen Erscheinungsbild führt.

Unter der schützenden Cuticula liegt das Herz des Haares: der Cortex (Faserschicht). Dieser Bereich ist für die mechanischen Eigenschaften wie Stärke, Elastizität und Farbe verantwortlich. Er besteht aus langen, verdrehten Keratinprotein-Strängen, die durch extrem starke chemische Bindungen, insbesondere die Disulfidbrücken, zusammengehalten werden. Genau diese Bindungen werden durch Blondieren, Hitzestyling oder Dauerwellen gebrochen, was zu Haarbruch führt. Es ist keine Überraschung, dass der Cortex etwa 80 Prozent des gesamten Haarvolumens ausmacht, was seine zentrale Rolle für die Haarintegrität unterstreicht.

Im Zentrum einiger, aber nicht aller Haare, befindet sich die Medulla (Mark). Ihre Struktur ist oft unterbrochen oder kann bei sehr feinem Haar ganz fehlen. Laut einer Analyse zur Haaranatomie ist die Medulla typischerweise in dickeren Haaren wie Kopf- oder Barthaar zu finden, während sie in feinen Körperhaaren oft nicht vorhanden ist. Ihre genaue Funktion ist noch nicht vollständig geklärt, aber man vermutet, dass sie zur thermischen Isolation beiträgt. Echte, tiefgreifende Reparatur zielt immer darauf ab, die Integrität des Cortex wiederherzustellen, während die Pflege der Cuticula für den äußeren Schutz und Glanz sorgt.

Protein oder Feuchtigkeit? Der Test, der Ihnen verrät, was Ihr geschädigtes Haar wirklich braucht

Die häufigste Fehlerquelle bei der Pflege von geschädigtem Haar ist die falsche Annahme, es bräuchte pauschal „mehr Pflege“. Die entscheidende Frage lautet jedoch: Braucht es Struktur (Protein) oder Flexibilität (Feuchtigkeit)? Ein Übermaß an Proteinen kann das Haar steif und brüchig machen, während zu viel Feuchtigkeit es schlaff, gummiartig und überdehnbar werden lässt. Das Ziel ist ein perfektes Gleichgewicht. Ein Haar, dem es an Proteinen fehlt, hat Lücken in seiner Cortex-Struktur, was zu Haarbruch führt. Ein Haar, dem es an Feuchtigkeit fehlt, hat eine trockene, unflexible Cuticula und bricht ebenfalls leicht.

Glücklicherweise gibt es einen einfachen, aber effektiven Test, den Sie zu Hause durchführen können, um den spezifischen Bedarf Ihres Haares zu ermitteln: den Elastizitätstest. Dieser Test gibt Ihnen eine klare Indikation, ob Ihr Haar nach Protein oder nach Feuchtigkeit verlangt. Die Reaktion des Haares auf Dehnung verrät seinen inneren Zustand und ermöglicht es Ihnen, Produkte gezielt auszuwählen, anstatt blind zu raten.

Die Anwendung der richtigen Kur kann dramatische Ergebnisse liefern. So gibt es Leave-in-Cremes, die speziell dafür entwickelt wurden, die durch Proteinmangel entstandenen Lücken zu füllen. Es wurde nachgewiesen, dass solche gezielten Behandlungen Haarbruch um bis zu 99% verringern können, was die Bedeutung der richtigen Diagnose unterstreicht. Führen Sie den folgenden Test durch, um Ihre personalisierte Pflegestrategie zu bestimmen.

Ihr Aktionsplan: Der Elastizitätstest zur Bedarfsanalyse

  1. Vorbereitung: Waschen Sie Ihr Haar gründlich mit einem tiefenreinigenden Shampoo, aber ohne Conditioner, um das Ergebnis nicht zu verfälschen.
  2. Auswahl: Nehmen Sie eine einzelne, noch nasse Haarsträhne zwischen Daumen und Zeigefinger.
  3. Durchführung: Dehnen Sie das Haar vorsichtig um etwa 2-3 cm. Seien Sie dabei sehr sanft, um es nicht unnötig zu beschädigen.
  4. Beobachtung: Lassen Sie die Dehnung los und beobachten Sie die unmittelbare Reaktion der Haarsträhne.
  5. Interpretation: Springt das Haar sofort in seine ursprüngliche Form zurück, ist es im Gleichgewicht. Bleibt es gedehnt oder fühlt sich gummiartig an, leidet es an Proteinmangel. Bricht es fast sofort bei geringer Dehnung, fehlt ihm dringend Feuchtigkeit.

Die Bausteine für Ihr Haar: Diese Wirkstoffe reparieren die Haarstruktur wirklich

Nachdem Sie den Bedarf Ihres Haares diagnostiziert haben, geht es an die gezielte Reparatur. Dies geschieht durch die Zufuhr von Wirkstoffen, die klein genug sind, um durch die Cuticula in den Cortex zu diffundieren und dort die beschädigte Architektur wieder aufzubauen. An vorderster Front steht hier Keratin, oder genauer gesagt, dessen hydrolysierte Bausteine. Menschliches Haar besteht zu etwa 90% aus diesem Faserprotein, daher ist die Zufuhr von Keratin-Fragmenten wie das Auffüllen von Löchern in einer Wand mit dem Originalmaterial.

In den letzten Jahren hat sich jedoch eine noch fundamentalere Technologie durchgesetzt: Bond-Building-Wirkstoffe. Diese Moleküle sind darauf spezialisiert, die gebrochenen Disulfidbrücken im Cortex aktiv wieder zu vernetzen. Statt nur Lücken zu füllen, reparieren sie das eigentliche Skelett des Haares. Inhaltsstoffe wie Bis-Aminopropyl Diglycol Dimaleate (in Olaplex) oder Maleinsäure wirken wie molekulare „Klammern“, die die Schwefelbindungen wieder zusammenfügen und dem Haar seine ursprüngliche Stärke und Widerstandsfähigkeit zurückgeben.

Dieser Prozess ist keine oberflächliche Pflege, sondern eine tiefgreifende, strukturelle Rekonstruktion auf molekularer Ebene. Die Visualisierung unten verdeutlicht, wie diese winzigen Moleküle gezielt an den Bruchstellen andocken und die zerbrochenen „Fäden“ der Haarstruktur wieder miteinander verweben.

Visualisierung der Bond-Building-Technologie bei der Reparatur gebrochener Disulfidbrücken

Neben diesen „schweren Geschützen“ spielen auch andere Wirkstoffe eine wichtige Rolle. Ceramide wirken als eine Art Kitt, der die Zellen der Cuticula zusammenhält und so die Schutzbarriere stärkt. Aminosäuren sind die kleinsten Bausteine von Proteinen und können ebenfalls tief eindringen, um kleinere Schäden zu reparieren und die Feuchtigkeitsbindung zu verbessern. Die Kombination dieser Wirkstoffe in einer hochkonzentrierten Maske ist der Goldstandard für die Reparatur stark geschädigten Haares.

Der pH-Wert-Trick: Warum ein Spritzer Essig nach dem Waschen wahre Wunder wirken kann

Einer der am meisten unterschätzten, aber wirkungsvollsten Faktoren für gesundes Haar ist der pH-Wert. Die Oberfläche von Haut und Haar ist von Natur aus leicht sauer, mit einem pH-Wert zwischen 4,5 und 5,5. Dieser saure Schutzmantel sorgt dafür, dass die Schuppenschicht (Cuticula) flach anliegt, was das Haar glänzend, geschmeidig und widerstandsfähig macht. Viele Umwelteinflüsse, aber auch Pflegeprodukte, können diesen Wert stören. Leitungswasser ist oft leicht alkalisch (pH > 7), und viele Shampoos haben ebenfalls einen zu hohen pH-Wert, um eine stärkere Reinigungswirkung zu erzielen. Dies führt dazu, dass die Schuppenschicht aufquillt und sich spreizt – das Haar wird rau, stumpf und anfällig für Schäden.

Ein gesundes Haar weist eine konstante Schuppenschicht auf, wodurch ein glänzender und durchsichtiger Effekt erzeugt wird.

– Dr. İsmail Aslan, Haar Anatomie Studie

Hier kommt der sogenannte „saure Rinse“ ins Spiel. Eine Spülung mit einer stark verdünnten Säure nach der Haarwäsche neutralisiert die Alkalität von Wasser und Shampoo und bringt den pH-Wert des Haares wieder in den optimalen Bereich. Dies hat einen sofortigen Effekt: Die Schuppenschicht zieht sich zusammen und legt sich wieder glatt an. Das Haar wird glänzender, weicher und lässt sich leichter kämmen. Der wissenschaftliche Hintergrund ist der isoelektrische Punkt des Haares. Eine Studie hat gezeigt, dass bei einem pH-Wert von 3,67 das Haar seinen isoelektrischen Punkt erreicht, an dem es die geringste Quellung und die höchste Stabilität aufweist. Eine saure Spülung nähert das Haar diesem Idealzustand an.

Die Anwendung ist denkbar einfach: Mischen Sie einen Esslöffel Apfelessig oder Zitronensaft mit einem Liter kühlem Wasser. Nachdem Sie Shampoo und Conditioner ausgespült haben, gießen Sie diese Mischung langsam über Ihr Haar und Ihre Kopfhaut. Sie müssen sie nicht ausspülen. Der leichte Essiggeruch verfliegt, sobald das Haar trocknet. Diese einfache, kostengünstige Methode ist ein hochwirksamer Schritt, um die Haarstruktur zu versiegeln und auf die nachfolgende Pflege vorzubereiten.

Kalk im Wasser, stumpfes Haar: Der unsichtbare Feind in Ihrer Dusche

Selbst mit den besten Produkten kann das Haar stumpf, beschwert und leblos wirken. Oft liegt die Ursache nicht im Produkt, sondern im Wasser: hartes, kalkhaltiges Wasser. Hartes Wasser enthält hohe Konzentrationen an gelösten Mineralien, hauptsächlich Kalzium- und Magnesiumionen. Bei jeder Haarwäsche lagern sich diese Mineralien auf der Haaroberfläche ab. Diese unsichtbare Schicht verhindert, dass Licht reflektiert wird (das Haar wirkt stumpf), erschwert das Eindringen von Pflegestoffen und kann sogar die Haarfarbe verfälschen.

Zusätzlich reagieren diese Mineralien mit den Inhaltsstoffen von Shampoos und bilden unlösliche „Kalkseifen“, die das Haar weiter beschweren. Dieses Problem wird durch Shampoos mit einem hohen, also alkalischen, pH-Wert noch verschärft. Eine Studie zum pH-Wert von Shampoos fand heraus, dass nur 38 Prozent der bekannten Markenshampoos einen optimal sauren pH-Wert von 5 oder weniger hatten, während es bei professionellen Salon-Shampoos 75 Prozent waren. Alkalische Produkte öffnen die Schuppenschicht stärker und erleichtern so die Anlagerung von Kalk.

Die Lösung für dieses Problem liegt in der gezielten Entfernung dieser Mineralablagerungen. Dies geschieht mit sogenannten Chelat-Shampoos oder „Clarifying Shampoos“. Diese enthalten spezielle Wirkstoffe (Chelatbildner) wie EDTA oder Phytinsäure, die die Mineralionen wie ein Magnet an sich binden und sie aus dem Haar auswaschen. Eine solche Tiefenreinigung, etwa einmal pro Woche oder alle zwei Wochen angewendet, kann die Haarstruktur „resetten“ und wieder aufnahmefähig für Pflege machen. Alternativ kann die bereits erwähnte saure Spülung helfen, leichte Ablagerungen zu lösen. Für eine dauerhafte Lösung ist die Installation eines Duschfilters, der Kalzium- und Magnesiumionen aus dem Wasser filtert, die effektivste Methode.

Was passiert wirklich mit Ihrem Haar? Die Wissenschaft hinter Spliss, Bruch und Frizz

Wir sprechen oft über „Schaden“, aber was bedeutet das auf mikroskopischer Ebene? Spliss, Bruch und Frizz sind sichtbare Symptome spezifischer, struktureller Veränderungen in der Haarfaser. Spliss (Trichoptilosis) entsteht, wenn die schützende Cuticula am Ende des Haares durch mechanische Reibung abgetragen wird. Der ungeschützte Cortex darunter spaltet sich dann wie ein aufgedröseltes Seil. Dies ist ein rein physikalischer Schaden, der nicht „geklebt“ werden kann – die einzige Lösung ist das Abschneiden.

Haarbruch ist das Resultat einer geschwächten inneren Struktur. Wie bereits erwähnt, werden die Disulfidbrücken im Cortex durch chemische Behandlungen oder extreme Hitze zerstört. Hitze ist besonders verräterisch: Wissenschaftliche Messungen zeigen, dass die Glasübergangstemperatur von Keratin bei etwa 150°C liegt. Oberhalb dieser Temperatur verliert das Protein seine feste Struktur und wird formbar – das Prinzip hinter Glätteisen und Lockenstab. Bei Temperaturen über 200°C beginnt das Keratin jedoch dauerhaft zu zerfallen, was zu irreparablen Schäden und schlussendlich zu Bruch führt.

Frizz hingegen ist ein Phänomen, das mit Feuchtigkeit zusammenhängt. Geschädigtes Haar hat eine poröse, aufgeraute Cuticula. Dadurch kann Feuchtigkeit aus der Luft unkontrolliert in den Cortex eindringen. Diese hygroskopische Reaktion lässt die Haarfaser ungleichmäßig aufquellen, was zu der unruhigen, „fliegenden“ Textur führt, die wir als Frizz bezeichnen. Glattes, gesundes Haar ist weniger porös und daher widerstandsfähiger gegen Luftfeuchtigkeit.

Darstellung der hygroskopischen Reaktion von geschädigtem Haar bei Luftfeuchtigkeit

Das Verständnis dieser drei Schadensmechanismen ist entscheidend. Es zeigt, dass eine umfassende Reparaturstrategie mehrere Aspekte abdecken muss: die Stärkung der inneren Bindungen zur Vermeidung von Bruch, die Glättung und Versiegelung der Cuticula zur Bekämpfung von Frizz und die regelmäßige Entfernung gespaltener Spitzen zur Verhinderung von weiterem Spliss.

Conditioner vs. Maske: Warum das eine tägliche Pflege ist und das andere eine tiefgreifende Therapie

Im Arsenal der Haarpflege werden die Begriffe „Conditioner“ (Spülung) und „Maske“ (Kur) oft synonym verwendet, doch aus chemischer Sicht erfüllen sie völlig unterschiedliche Funktionen. Ein Conditioner ist für die tägliche Oberflächenpflege konzipiert, während eine Maske eine tiefgreifende, wöchentliche Therapie für die innere Haarstruktur darstellt. Ihre Formulierungen, Wirkweisen und Anwendungszeiten sind fundamental verschieden.

Ein Conditioner wirkt primär elektrostatisch. Nach dem Waschen ist das Haar negativ geladen, was die Schuppenschicht abstehen lässt. Ein Conditioner enthält positiv geladene kationische Tenside, die sich an der Haaroberfläche anlagern, die negative Ladung neutralisieren und die Cuticula sofort glätten. Dieser Effekt ist schnell und oberflächlich, verbessert die Kämmbarkeit und verleiht Glanz. Die Einwirkzeit ist kurz, da der Prozess hauptsächlich an der Oberfläche stattfindet.

Eine Haarmaske hingegen arbeitet nach dem Prinzip der Diffusion. Sie enthält eine hohe Konzentration an kleinen, wirksamen Molekülen wie hydrolysierten Proteinen, Aminosäuren oder Bond-Building-Wirkstoffen. Diese benötigen Zeit, um langsam durch die Schuppenschicht in den Cortex zu wandern und dort die geschädigte Struktur zu reparieren. Dies erklärt die deutlich längere Einwirkzeit von 10 bis 20 Minuten. Wie Haarpflege-Experten betonen:

Der schnelle Effekt eines Conditioners ist elektrostatisch. Die Wirkung einer Maske beruht auf Diffusion – die Wirkstoffe benötigen Zeit, um langsam durch die Cuticula in den Cortex zu wandern.

– ALCINA Haarpflege-Experten, Kaputte Haare reparieren: Was hilft wirklich?

Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Unterschiede zusammen und hilft Ihnen, das richtige Produkt für den richtigen Zweck zu wählen. Einen Conditioner nach jeder Wäsche zu verwenden ist Standardhygiene, während eine Maske eine gezielte, therapeutische Behandlung ist.

Vergleich von Conditioner und Haarmaske
Eigenschaft Conditioner Haarmaske
Einwirkzeit 1-2 Minuten 10-20 Minuten
Wirkungstiefe Oberflächlich (Cuticula) Tief (bis in den Cortex)
Hauptwirkung Elektrostatische Glättung Molekulare Reparatur
Anwendungshäufigkeit Bei jeder Wäsche 1-2x wöchentlich
Wirkstoffkonzentration Niedrig bis mittel Hoch konzentriert

Das Wichtigste in Kürze

  • Architektur ist alles: Wahre Haarreparatur zielt auf die Wiederherstellung der chemischen Bindungen im Cortex, nicht auf die kosmetische Glättung der Oberfläche.
  • Diagnose vor Therapie: Ein einfacher Elastizitätstest verrät, ob Ihr Haar Protein (Struktur) oder Feuchtigkeit (Flexibilität) benötigt, und verhindert eine falsche Behandlung.
  • pH-Wert ist Macht: Eine saure Spülung nach dem Waschen schließt die Schuppenschicht, maximiert den Glanz und erhöht die Widerstandsfähigkeit des Haares gegen Umwelteinflüsse.

Die Wissenschaft der Intensivpflege: Wie Sie die perfekte Haarmaske für Ihr Problem finden und richtig anwenden

Eine Haarmaske ist das leistungsstärkste Werkzeug in Ihrem Reparatur-Arsenal. Ihre hohe Wirkstoffkonzentration und die längere Einwirkzeit ermöglichen eine echte Rekonstruktion der Haararchitektur. Doch um ihre volle Wirkung zu entfalten, muss sie korrekt ausgewählt und angewendet werden. Wählen Sie basierend auf Ihrem Elastizitätstest: Benötigt Ihr Haar Protein, suchen Sie nach Masken mit hydrolysiertem Keratin, Weizenprotein oder Aminosäuren. Fehlt es ihm an Feuchtigkeit, sind Inhaltsstoffe wie Hyaluronsäure, Glycerin oder Aloe Vera ideal. Bei starker chemischer Schädigung sind Bond-Building-Masken die erste Wahl.

Die richtige Anwendung ist ebenso entscheidend. Tragen Sie eine Maske immer auf das handtuchtrockene, nicht auf das tropfnasse Haar auf. Wasser wirkt wie ein Verdünnungsmittel und blockiert die Aufnahmefähigkeit des Haares. Drücken Sie das Haar nach dem Waschen sanft mit einem Handtuch aus, um überschüssiges Wasser zu entfernen. So kann die Maske in ihrer höchsten Konzentration in die Haarfaser eindringen. Arbeiten Sie das Produkt Strähne für Strähne ein und konzentrieren Sie sich dabei auf die Längen und Spitzen, wo die Schäden am größten sind. Wärme kann die Diffusion der Wirkstoffe beschleunigen: Wickeln Sie Ihr Haar in ein warmes Handtuch oder eine Duschhaube, während die Maske einwirkt.

Die Ergebnisse einer korrekt angewendeten, hochwertigen Maske können messbar sein. Spezielle Bond-Repair-Masken können die Haarstruktur signifikant stärken. Eine Studie zu einer solchen Behandlung zeigte, dass nach nur einer Anwendung das Haar bis zu 3,2 mal stärker ist. Dies beweist, dass eine gezielte, wissenschaftlich fundierte Intensivpflege weit über eine einfache kosmetische Verbesserung hinausgeht und die strukturelle Integrität des Haares wiederherstellen kann.

Die Meisterschaft in der Anwendung von Intensivpflege entscheidet über den Erfolg Ihrer Reparaturstrategie. Um diesen Prozess zu perfektionieren, ist es unerlässlich, sich die fundamentalen Prinzipien der Haararchitektur noch einmal ins Gedächtnis zu rufen.

Jetzt, da Sie die wissenschaftlichen Grundlagen und die richtigen Techniken kennen, liegt es an Ihnen. Beginnen Sie noch heute damit, Ihr Haar nicht nur zu pflegen, sondern seine Architektur gezielt zu verstehen und wieder aufzubauen, um dauerhafte Stärke und Gesundheit zu erzielen.

Häufige Fragen zur Anwendung von Haarmasken

Wie oft sollte ich eine proteinreiche Maske verwenden?

Bei sichtbar geschädigtem Haar wird eine Anwendung 1-2 Mal pro Woche empfohlen, um die Struktur intensiv wieder aufzubauen. Bei gesundem Haar genügt eine Anwendung alle 2-3 Wochen als präventive Intensivkur, um die Stärke zu erhalten.

Warum sollte ich mein Haar vor der Maske auswringen?

Wasser auf dem Haar verdünnt die konzentrierten Wirkstoffe der Maske und reduziert ihre Effektivität. Gut ausgedrücktes, handtuchtrockenes Haar ermöglicht eine maximale Aufnahme der Inhaltsstoffe und somit eine höhere Wirkstoffkonzentration in der Haarfaser.

Kann ich verschiedene Maskentypen mischen?

Nein, ein direktes Mischen ist nicht empfehlenswert. Nutzen Sie stattdessen das Prinzip des „Hair Cycling“: Wechseln Sie die Maskentypen wöchentlich ab. Zum Beispiel: Woche 1 eine Proteinmaske zur Stärkung, Woche 2 eine Feuchtigkeitsmaske für Flexibilität und Woche 3 eine Detox- oder Chelat-Kur zur Tiefenreinigung.

Geschrieben von Katrin Lehmann, Katrin Lehmann ist Kosmetikchemikerin mit einem Jahrzehnt Erfahrung in der Forschung und Entwicklung für führende Haut- und Haarpflegemarken. Sie ist spezialisiert auf die Analyse von Wirkstoffformulierungen und deren Interaktion mit der Haut- und Haarstruktur.